Freitag, 29. April 2011

Bloß ein Tropfen auf den heißen Stein?

Es gibt vielfältige Gründe für Armut und Armut tritt als Phänomen in einigen Ländern, besonders im asiatischen und afrikanischen Kontinent, stärker und struktureller auf. Armut kann das Ergebnis von sozialer Benachteiligung, einem verwehrten Marktzugang, der fairen Handel verhindert, ungünstigen klimatischen Bedingungen und Ausbeutung durch eine einheimische korrupte Elite und (westliche) Unternehmer sein. Natürlich kann Armut, wenn es nicht strukturell ist, auch persönliche Gründe wie z.B. Tod oder Wegfall des Ernährers, Krankheit oder Verlust des Unterhalts haben.
Die Armutssituation der Menschen überall auf der Welt, kann durch zwei Maßnahmen bekämpft und aus der Welt geschafft werden: Gerechtigkeit und Güte.
Es ist deswegen interessant, was Allah uns im folgenden Koranvers mitteilt: „Allah gebietet Gerechtigkeit, gütig zu sein...“ (16:90). Die koranischen Schlüsselbegriffe in dieser ayah sind 'adalah (Gerechtigkeit) und ihsan (Güte).
Allah ist nicht zufrieden damit, dass Ungerechtigkeit begangen wird und Ungerechtigkeit herrscht. Er lässt es aber zu, weil dies auch ein Teil der Prüfung in diesem Leben ist. Er will aber, dass wir um äußerste Gerechtigkeit bemühen und dies in allen Bereichen unseres Lebens umsetzen. Allah selbst ist der absolut Gerechte (al-'Adl) und wird niemals - weder im Diesseits, noch im Jenseits - ungerecht handeln. Allah sieht jeden, der Unrecht begeht und wird dies vor Seinem Göttlichen Gericht bringen.
So sieht Er die Despoten wie Ben Ali aus Tunesien, dessen Frau 1,5 Tonnen (!) Gold von der Zentralbank entwendete, Er sieht den Potentaten Mubarak, der sich in seinen Herrschaftsjahren unrechtmäßig am Besitz seines Volkes mit etwa 70 Millarden Euro bereicherte und Er weiß, dass Gaddafi über 150 Tonnen Gold gehortet hat und mehr als 30 Milliarden auf den Konten der Banken in der ganzen Welt für sich selbst und seine Familie auf die Seite geschafft hat. Allah sieht diese Diktatoren, die sich eine „Kleptokratie“ geschaffen haben und wird sie am Jüngsten Tag zur Rechenschaft ziehen.
Man fragt sich natürlich unweigerlich: Wäre die Situation armer Menschen in den jeweiligen Ländern nicht erspart geblieben, wenn das gestohlene Geld im Land investiert worden wäre? Hinter diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn Allah sogar bei einer Zuneigung gegenüber solchen Despoten uns Strafe androht (s. Koran 11:113).
Zur Gerechtigkeit gehört es dazu, dass sie zudem keinen aussparen darf und jeden Menschen einschließen muss – unabhängig von Rasse, Herkunft, Geschlecht, Alter oder Religion (s. Koran 4:58)!
Armut ist vermeidbar durch das Umsetzen von Gerechtigkeit ('adalah). Weil aber einige in einem fast gigantischen Maß ungerecht und unterdrückerisch handeln, reichen die Bemühungen zur Gerechtigkeit der anderen für die bedürftigen Menschen nicht aus. Deswegen ist es notwendig, dass Gläubige nicht nur die Mindestanforderung zur Gerechtigkeit erfüllen. Sie müssen darüber hinaus Bedürftigen gegenüber gütig sind (ihsan praktizieren), damit die Armut nicht noch größere Ausmaße annimmt.
Gerade heute rief z.B. ein Bruder bei uns an, der ein Geschäft für Kinderbedarf betreibt. Er wollte von jedem Artikel, das er verkauft, einen gewissen Betrag (1000-1500 Euro pro Monat ) für Waisenkinder spenden. Das ist Güte.
Die Arbeit von muslimehelfen und auch die vielen kleinen Spenden unserer Unterstützer sind also kein „Tropfen auf den heißen Stein“. Sie sind notwendig, um Gerechtigkeit einzuüben und die Ungerechtigkeit ein wenig zu verringern. Und jeder einzelne, dem geholfen wird, ist glücklich und froh einer Notlage entkommen zu sein.
Rüştü Aslandur, muslimehelfen

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