Freitag, 25. Februar 2011

Die zwei Finger des Propheten (s)

Der Prophet (s) und seine Gefährten waren sich der Bedeutung der Unterstützung von Waisen bewusst und wussten auch um die große Belohnung dafür. Sowohl die Frauen des Propheten (s), als auch andere Gefährten wetteiferten oft in diesem Sinne miteinander, von denen wir einige Beispiele hier aufführen wollen.

Hamza (r.a.), der Onkel des Propheten (s), der ihn beschützt und die Muslime gestärkt hatte, war in der Schlacht von Uhud als Märtyrer gefallen. Die Tochter Hamzas, Umama, war dadurch zur Waise geworden. Zaid, Ali und Dschafar, als ihre nächsten Verwandten, wetteiferten darum, das Waisenmädchen in ihre Obhut zu nehmen und so zu den Glücklichen zu gehören, die ein Waisenkind in ihrem Haus beherbergen. (Ibn Sayidinnâs, II, 32 )

Der Prophet (s) bemerkte einmal, dass jemand, der einen Dattelgarten für einen Waisen spendet, als Belohnung einen Garten im Paradies erhalten wird. Daraufhin kaufte ein Gefährte namens Ibnu'd-Dahhaha einen Dattelgarten und spendete es einem Waisenkind. Der Prophet Muhammad (s) drückte seine Freude darüber aus. (Wâqidî, Maghâzî, 1/281)

Aischa (r.a.), die Ehefrau des Propheten (s); übernahm die Versorgung und Erziehung der Töchter ihres verstorbenen Bruders Muhammad und kümmerte sich auch um weitere Belange dieser Mädchen bis sie verheiratet waren. Sie berichtete dem Propheten (s) einmal, zu ihr sei eine Witwe mit ihren zwei Mädchen gekommen und weil sie selbst nicht mehr besaß, habe sie ihnen nur eine einzige Dattel geben können. Der Prophet (s) bemerkte daraufhin, dass aufgrund der Versorgung dieser Kinder Allah ein Schutzschild gegen das Feuer für einen bilden wird. (Buhari, Muslim)

Man sieht durch diese Bespiele, dass für die Gefährten die Hilfe gegenüber den Waisen aufgrund des Beispiels des Gesandten Allahs (s) eine wichtigen Stellenwert in ihren Leben einnahm. Sie glaubten nicht nur an die Aussage, die der Prophet (s) ihnen mitgeteilt hatte, sondern sie lebten sie ihrer Zeit, der heißt: „'Ich und derjenige, der für eine Waise sorgt, werden im Paradies so sein.' Und der Prophet zeigte dies mit dem Zeigefinger und dem Mittelfinger, indem er sie geringfügig voneinander spreizte." (Buchari).

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 18. Februar 2011

Allah hat sie uns anvertraut


Wie die Gesellschaft mit manchen Menschengruppen umgeht, die der Hilfe bedürfen, ist ein Spiegelbild der Gesellschaft selbst.

So ist die Behandlung der Alten, der Bedürftigen, der Kinder oder der Behinderten ein Indikator dafür, ob und wie weit die Gesellschaft Solidarität und Menschlichkeit zeigt oder ob die Schwächeren auf der Strecke bleiben.

Waisenkinder gehören zweifellos auch zu dieser Gruppe. Ein Kind, der Vater, Mutter oder beide Elternteile verloren hat, ist psychisch, sozial und finanziell benachteiligt - fast immer.
Auf der anderen Seite prüft Allah die Menschen mit den anderen: „Er ist es, Der euch zu Nachfolgern (auf) der Erde gemacht und die einen von euch über die anderen um Rangstufen erhöht hat, damit Er euch mit dem, was Er euch gegeben hat, prüfe. Gewiss, dein Herr ist schnell im Bestrafen, aber Er ist auch wahrlich Allvergebend und Barmherzig.“ (Koran Sure 6 Vers 165). Die erwähnten „Rangstufen“ können verschiedene Dinge sein, natürlich auch materielle und finanzielle Güter.

Die Tatsache, dass es in unserer Umgebung keine Waisen gibt bzw. sie nicht sichtbar sind, bedeutet nicht, dass wir nicht mit ihnen „geprüft“ werden und ihnen nicht unsere helfende Hand reichen brauchen. Wir haben heutzutage die Möglichkeit Waisen fast überall in der Welt zu helfen.
Waisenkinder sind weltweit der Ausbeutung ausgesetzt. Sie können leicht als billige Arbeitskräfte, im Kinder- und Prostitutionshandel ausgebeutet werden. Durch Krieg, Gewalt und Flucht werden besonders Kinder betroffen. Sie werden verletzt, traumatisiert und entwurzelt. Ohne Schutz und Fürsorge der Eltern fehlt ihnen oft Nahrung, Kleidung, medizinische Versorgung, Schulbildung und Liebe.

Allah selbst hat besonders der muslimischen Umma die Waisenkinder für alle Zeiten anvertraut (siehe z.B. Sura al-Maun). Er ließ Seinen letzten Gesandten (s) als Waise aufwachsen und stellte somit sicher, dass er (s) das Schicksal eines Waisen am eigenen Leibe erlebt. Die Umma ist deswegen verantwortlich für den Schutz und die Fürsorge der Waisenkinder auf der Welt.
Die Quellen des Islam und die Informationen über den jetzigen Zustand der Waisen sind Hinweise und Aufforderung genug, um uns mit diesem Thema zu beschäftigen und den Waisenkindern zu Hilfe zu eilen.

Waisen werden mit Schwerem geprüft, aber Allah verspricht jedem, der bei einer schweren Prüfung standhaft ist, große Belohnung. Und wir alle werden geprüft, ob wir den Waisenkindern helfen.
Die Woche der Waisen ist ein Anlass dafür, dass wir uns mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen und konkret helfen können.

Rüştü Aslandur muslimehelfen

Freitag, 11. Februar 2011

„Dann sind die Stromkosten kein Problem“

Da die „türkische“ Moschee in der Nähe unseres Büros liegt, bete ich das Freitagsgebet dort. Die meisten, die dort beten, sind selbst Türken. Die Predigt des Imam ist auf Türkisch, die Ansprache auf der Kanzel meist nur Arabisch.
Nun rief der Imam dieser Moschee am letzten Freitag zu Spenden für die Moschee auf –so wie es viele tun. Er erklärte auf Türkisch, dass die Nebenkosten wie Strom, Wasser und die Miete bezahlt werden müssten und auch kleinere Beträge der Unterstützung helfen würden. Jemand vom Vorstand bat ihn diesen Aufruf auch auf Deutsch zu machen. Und der Imam erläuterte in einwandfreiem, akzentfreiem Deutsch die Wichtigkeit der Unterstützung und sprach die Kosten von Strom, Wasser, Miete usw. an. Da meldete sich ein etwa 50jähriger Bruder (wahrscheinlich aus dem Balkan) aus der ersten Reihe zu Wort und meinte: „Bruder, ich komme seit mehr als 15 Jahren zum Freitagsgebet in diese Moschee. Wenn es um die Stromrechnung geht, dann könnt ihr auf einmal Deutsch sprechen. Über den Islam habe ich in den Jahren nichts auf Deutsch in dieser Moschee gehört. Warum könnt ihr wenigstens nicht mal 10 Minuten auf Deutsch etwas erzählen, damit wir und unsere Kinder das verstehen? Wenn ihr das tut, dann sind die Stromkosten kein Problem. Das kriegen wir gemeinsam hin.“ Dem Imam war die Situation sichtlich peinlich und er meinte: „Du hast recht Bruder, wir werden dies in den nächsten Wochen ändern inschallah.“
Ein wichtiger Grund, warum der Islam und die Muslime in Deutschland seit fast einem halben Jahrhundert immer noch als fremd wahrgenommen werden, ist der, dass Muslime dieses Bild des „Fremdseins“ zum großen Teil selbst nähren. Und ein wichtige Hürde, warum es kaum Fortschritt in der Einheit der Muslime hierzulande gibt, ist, dass die Sprache in den Gemeinden nicht Deutsch ist. Es scheint, dass noch (zu) viele, immer noch nicht in Deutschland, somit nicht in der Realität, angekommen sind.
Die Realität der jeweiligen Situationen der Gesellschaft findet sich selbstverständlich auch in der letzten Offenbarung Allahs wider: „Und Wir haben keinen Gesandten gesandt, außer in der Sprache seines Volkes, damit er ihnen (die Botschaft) klar macht….“ (Koran 14:4)

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 4. Februar 2011

„Ich hinterlasse euch…“


So beginnt üblicherweise ein Testament eines Verstorbenen. Was die Person dann tatsächlich hinterlässt, hängt davon ab, was er bereits vorher als Erbe bekam, in seinem Leben selbst erwirtschaftet hat und zuletzt vor seinem Tod dann in seinem Besitz blieb. Das ist dann sein Erbe, das in einem Testament seinen Ausdruck findet.
Dieses ist das materielle Erbe. Über Geld, Wertsachen, Häuser und anderen Besitz gibt es nach dem Tod des Erblassers unter den Erben fast immer Streit und führt zu Gewalt.
Was hatte der Prophet (s) hinterlassen?
Unser geliebter Prophet (s) hat uns aber auf das geistige und nicht-materielle Erbe hingewiesen, der bedeutender und bleibender ist. Er (s) selbst setzte die Priorität auf diese geistigen Dinge, die entscheidender sind und die von Generation weitergegeben werden sollen. Der Prophet (s) sagte: „Ich habe euch zwei Dinge hinterlassen; ihr werdet nicht in die Irre gehen, solange ihr an ihnen festhaltet: Das Buch Allahs und die Sunna seines Propheten.“ (Malik). Dass die Propheten (s) allgemein kein (materielles) Erbe hinterlassen drückte er (s) auch klar und deutlich aus: „Wir (Propheten) werden nicht beerbt…“ (Buhari)
Was werden wir hinterlassen?
Auch wir, als die Anhänger des Propheten Muhammad (s), sollten uns auf die nicht-materiellen Dinge konzentrieren. Sowohl für uns, als auch als Hinterlassenschaft für unsere Kinder, die Verwandten und die Umma im allgemeinen. Wir können wiederum in den Aussagen des Gesandeten Allahs (s) sehen, was wirklich Wert besitzt und bleibender ist: „Der Vater kann seinem Kind kein besseres Erbe hinterlassen als eine gute Erziehung .” (Tirmizi) und "…Wahrlich, die Gelehrten sind Erben der Propheten, und die Propheten haben (den Erben) weder Dinar noch Dirham hinterlassen, sondern sie hinterließen (den Erben) das Wissen …“ (Abu Dawud). Auch die Sadaqa al-Dscharija gehört in die Kategorie des geistigen Erbes.
Deswegen ist es bei Allah angesehener, wenn man die Rolle eines Erziehers und Lehrers für die Menschen einnimmt, als, dass man bis zur Erschöpfung und (Selbst-)Zerstörung ausschließlich in seinem Leben den materiellen Dingen hinterherjagt. In solch einem Fall werden sich zuletzt die Erben noch darum streiten und die, die keinen Anteil vom Erbe erhielten, gehen leer aus. Bei einem geistigen Erbe hingegen wird es keinen Streit geben. Im Gegenteil: Das geistige Erbe stiftet Frieden und jeder Mensch, der damit in Berührung kommt, profitiert davon.

Rüştü Aslandur, muslimhelfen