Freitag, 28. Januar 2011

Muslim, Migrant und kriminalisiert


Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstitut hat (angeblich) herausgefunden: Je gläubiger muslimische Jugendliche sind, desto gewaltbereiter seien sie. Die Studie wurde vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegeben. Hier will ich gar nicht inhaltlich auf diese Studie eingehen und auch nicht die Frage erörtern, warum das Innenministerium zum wiederholten Male eine Untersuchung über die Muslime an einem Kriminologischen Institut durchführen ließ.

Auch wenn die Ergebnisse dieser Studie so nicht stimmen, wissen wir, dass wir real existierende Probleme unter jugendlichen Muslim-Migranten haben. Manche gehen von ihnen selbst aus, andere sind Diskriminierung, die sie durch andere erfahren.

Alle Verantwortlichen in der Gesellschaft - und besonders die Community der Betroffenen - müssten sich Gedanken machen, was Prinzipien der Lösungsansätze für dieses Problem sein könnten.

Ein mögliches islamisches Prinzip, das zur Lösung des Problems beiträgt, meine ich diese Woche beim Koranstudium „entdeckt“ zu haben.

Es geht um die Sure Jusuf (Sura 12) Verse 43ff: Die Geschichte und der Abschnitt ist vielen bekannt: Der König Ägyptens hat einen Traum, den er und seine Berater nicht deuten können. Da erinnert man sich an Jusuf (a.s.), der (unschuldigerweise) im Gefängnis einsitzt. Jusuf (a.s.) besitzt die Fähigkeit Träume richtig zu deuten. So ist er als einziger in der Lage den wichtigen Traum des Königs (richtig) zu deuten. Danach nimmt das tragische Schicksal von Jusuf (a.s.) eine positive Wendung: Seine Unschuld wird deutlich, der König erkennt Jusufs (a.s.) weitere positive Charaktereigenschaften und macht ihn zu einem (hohen) Berater.

Was hat das mit muslimischen Migranten zu tun?

Ist das zu weit hergeholt, wenn ich folgende Schlüsse aus diesem Koranabschnitt ziehe?

  • Wenn wir mit Standhaftigkeit unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten weiterentwickeln, können wir (weltliche) Qualifikationen entwickeln, die uns zu einer gefragten, vielleicht zu einer „unentbehrlichen“, Person in einem bestimmten Bereich machen

  • Zusätzliche positive Charaktereigenschaften werden von Entscheidungsträgern gewürdigt und bilden ein Plus für das Weiterkommen

  • Dies alles führt zur Akzeptanz unter den Menschen trotz unterschiedlicher Religion und Herkunft (der ägyptische König war Götzendiener und Jusuf (a.s.) ein Muslim und er war kein Ägypter!)

Die Erkenntnis aus dieser Geschichte im Koran macht mir noch mehr bewusst, warum Allah, der Erhabene zu Eingangs dieser Sure sagt. „Wir berichten dir die schönsten Geschichten...

In diesem Geist versuchen wir besonders unsere beiden Auszubildenden bei muslimehelfen zu fördern.


Rüştü Aslandur, muslimhelfen

Freitag, 21. Januar 2011

Aus Seiner Barmherzigkeit heraus...

Der Eindruck des Ereignisses des vergangenen Wochenendes wirkt bei mir immer noch nach.

Seit Jahren lese ich den Koran, versuche Stücke daraus auswendig zu lernen und bemühe mich entsprechend meinen bescheidenen Möglichkeiten und Fähigkeiten manche Koranpassagen Geschwistern oder Islaminteressierten zu erläutern.

Mein erstes vollständiges Lesen in einer (deutschen) Koranübersetzung enttäuschte mich und es gab mir nicht wirklich interessante Einblicke. Erst als ich meine „Koranstudien“ weiterführte, erkannte ich Aussagen in der letzten Offenbarung Gottes, die wie Diamanten in einer Mine voller Edelsteine auf ihren Fund warteten. Als Laie hatte ich viele Stellen einfach übersehen oder überlesen und ihren Wert nicht erkannt. Seither weiß ich, dass durch das weitere Studium des Korans mir immer wieder neue, tiefere und wertvolle Einsichten eröffnen.

Dass diese Dimension noch vergrößert werden kann, sogar mehrere Quantensprünge möglich sind, wurde mir erst am vergangenen Wochenende deutlich.

Ein Gelehrter des Korans erklärte uns anhand einiger Beispiele welche „Entdeckungen“ er im Verständnis des Korans gemacht und Einsichten er gewonnen hatte. Dieses hatte er mit einer Gelehrtenkommission durch eine jahrelange, intensive Untersuchung des Korans herausbekommen. Die Einsichten waren so verblüffend für uns und derart neu, dass man nirgendwo anders lesen oder hören kann. Zum Beispiel konnte er aus nur einer einzigen ayah des Korans ein schwieriges Gebetszeitenproblem lösen. Dabei deutete er „nur“ zwei Wörter eines Verses anders, dennoch sprachlich völlig korrekt. Aber somit lieferte er den wichtigen Schlüssel für ein seit Jahren ungelöstes Problem der muslimischen Umma.

Welches gewaltige Potential bergen die Worte Allahs noch für uns, wenn wir den Koran nicht nur oberflächlich und in der bisher üblichen Vorgehensweise studieren? Nicht nur eine jahrzehntelange offene Frage der Umma können dann gelöst, sondern die jahrhundertelangen Probleme der gesamten Menschheit – inschallah. Denn wir wissen, dass Seine Barmherzigkeit grenzenlos ist: „Der Allerbarmer. Er hat den Qur'an gelehrt“ (Koran 55:1-2)

Freitag, 14. Januar 2011

Verstehst Du Dich?


Die Wichtigkeit der richtigen Kommunikation ist ein bedeutendes gesellschaftliches Thema.

So werden Bücher geschrieben und Seminare angeboten wie die Kommunikation in der Ehe oder Familie, bei der Ausbildung und in der Arbeitswelt, der Politik oder bei Menschen, die sich öffentlich präsentieren und bei Führungskräften usw. verbessert werden kann.

Die anderen richtig zu verstehen und darauf angemessen zu entgegnen fördert das Zusammenleben, steigert die Arbeitsproduktivität und es bewirkt, dass die eigenen Botschaften richtig ankommen und Missverständnisse bzw. Fehler vermieden werden.
Kommunikation mit anderen ist wichtig. Aber verstehen wir uns selbst? Wie können wir mit anderen kommunizieren, wenn wir für uns ein Buch mit sieben Siegeln sind oder wir kaum selbst mit uns selbst „kommunizieren“? So ist es Voraussetzung, dass jemand sich selbst versteht, bevor er/sie mit anderen kommuniziert!
Allah hat uns in einer bestimmten Form und mit bestimmten Fähigkeiten und Talenten erschaffen, aber auch mit bestimmten Grenzen (s.Sure z.B. Nr. 91, Nr. 95 u.a.). Die muss man kennen und erkennen, damit man sich entwickeln kann und nicht andauernd Enttäuschungen erlebt.
Das Ziel der Kommunikation mit sich selbst dient auch zur Selbst-Entwicklung. Dabei kann man folgendermaßen vorgehen:

1) Selbst-Analyse: Um etwas analysieren zu können, muss man in der Lage sein gut und richtig zu beobachten. Das erfordert eine gewisse Objektivität d.h. eine Überwindung der eigenen subjektiven Kriterien.

2) Feststellung: Durch die Analyse und Beobachtung sind wir in der Lage bestimmte Eigenheiten festzustellen, besondere Stärken und Schwächen zu bestimmen.

3) Lösungen finden: Nachdem man die Probleme und die Fakten festgestellt hat, kann man zur Lösung des Problems und zum Verfolgen der Ziele, die man erreichen will, übergehen.

4) Umsetzen: Der letzte Schritt ist der Abschluss des Prozesses. Lösungen für Probleme und gesteckte Ziele sind nur so viel wert, wie sie in die Praxis umgesetzt werden können.


Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 7. Januar 2011

Gerechtigkeit führt zu Gottesfurcht


Die Grundlage und die Essenz des islamischen Glaubens ist der Eingottglaube, d.h. der Monotheismus (arab. Tauhid). Wie wirkt sich dieser Glaube an den Einen einzigen Gott in der Gesellschaft aus?
Wenn es Menschen gibt, die den Tauhid verinnerlicht haben, dann gründen die Beziehungen dieser Menschen und die Institutionen zur Führung und Leitung der Menschen in dieser Gesellschaft auf GERECHTIGKEIT.
Dies weil eine der wichtigen Eigenschaften Allahs al-'Adl ist. Das bedeutet, dass Allah niemals ungerecht handelt, mit Recht und Gerechtigkeit urteilt, und all seine Handlungen auch nach diesem göttlichen Prinzip ablaufen. Allah lässt ja aber auch Ungerechtigkeit zu! Warum? Damit wir bereits in diesem Leben Gerechtigkeit begründen, gerecht handeln und damit Gerechtigkeit eine Norm wird! Somit soll eine starke Bande zwischen Allah, dem Schöpfer und dem Gläubigen entstehen. Gerecht zu sein und aufrichtig zu handeln ist so entscheidend gemäß dem islamischen Glauben, dass sogar der (natürliche) Vorzug der Bande gegenüber den Eltern oder Verwandten - die stärkste menschliche Bande überhaupt - an zweite Stelle rückt:

O die ihr glaubt, seid Wahrer der Gerechtigkeit, Zeugen für Allah, auch wenn es gegen euch selbst oder die Eltern und nächsten Verwandten sein sollte! ... Darum folgt nicht der Neigung, dass ihr nicht gerecht handelt! Wenn ihr (die Wahrheit) verdreht oder euch (davon) abwendet, gewiss, so ist Allah dessen, was ihr tut, Kundig. “ (Koran 4:135)

Gerechte Behandlung führt zu Gottesnähe und drückt Gottesfurcht aus. Selbst wenn Abneigung gegenüber jemandem oder einer Gruppe Menschen existieren würde, auch dann dürfte dies niemals zu ungerechter Bewertung und Behandlung gegenüber diesen Menschen führen (siehe dazu: Koran 5:8). Und die Warnung an die Gläubigen ist: Wer ungerecht handelt, der soll Allah, den absolut Gerechten, fürchten!
Diese Gedanken und Überlegungen sind mir diese Woche in den Kopf gekommen, als ich den feigen und grausamen Anschlag an den koptischen Christen in Ägypten mitbekommen habe und mich gefragt habe, ob es richtig ist dazu zu schweigen.

Rüştü Aslandur, muslimehelfen